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Ohne die Menschen im Räumdienst bewegt sich im Winter nichts mehr

Eingeschneite Züge, vereiste Straßen, Schnee auf dem Rollfeld und den Gehwegen, vereiste Oberleitungen und Flugzeugturbinen: Diese Woche werfen wir einen Blick auf die Jobs in den Winterräumdiensten.  

Foto: Unsplash


In der vergangenen Woche haben heftige Schneefälle in Süddeutschland ganze Städte lahmgelegt. In München beispielsweise wurde der Flugverkehr gesperrt, es fuhr kein Zug mehr. Auch Busse und Bahnen blieben im Depot.

Die Polizei bat Autofahrer darum, auf „unnötige Fahrten“ zu verzichten, in manchen Regionen sollten die Menschen gleich ganz zu Hause bleiben. Straßen seien „stellenweise unpassierbar“, Bäume könnten „unter der Schneelast zusammenbrechen“. In ganz Süddeutschland war der Winterdienst im Dauereinsatz.


Räumdienste auf der Schiene und Straße

In städtischen Gebieten können Teile des Räumdienstes von der örtlichen Stadtreinigung übernommen werden. Die Stadtreinigungsdienste sollen die (Haupt-)Verkehrswege sicher und passierbar halten, in dem sie zum Beispiel Schnee räumen oder Salz beziehungsweis Kies streuen. Manchmal werden Räumdienste von kommunalen Behörden organisiert, die sich um die Instandhaltung und Sicherheit der Verkehrsinfrastruktur kümmern. Dies kann auch die Räumung von Gehwegen und Radwegen umfassen.

Die kommunalen Behörden, die keine eigenes Räumpersonal haben, beauftragen in der Regel spezialisierte Firmen mit dem Räumdienst. Diese Unternehmen haben sich in der Regel auf die Bereitstellung von Räumfahrzeugen, Fahrpersonal, Streugut und Ausrüstungen spezialisiert.

Wenn es um den Schienenverkehr geht, sind die öffentliche Verkehrsbetriebe für die Organisation eines Räumdienstes im Umfeld von Schienen, Weichen und Bahnhöfen verantwortlich. Die Deutsche Bahn investiert beispielsweise bundesweit 70 Millionen Euro pro Jahr in Wintervorbereitungen. Dazu gehören neben Materialbeschaffung und Fahrzeuginstandhaltung auch Schulungen der Mitarbeitenden. Rund 18.000 Menschen und 70 Räumfahrzeuge sind im Winterdienst der DB tätig.

Auch die Flughafenbetreiber sind für den Räumdienst auf ihrem Gelände selbst verantwortlich und treffen, wie auch die Stadtreinigungen Vorbereitungen auf den jeweils kommenden Winter.


Die Vorbereitungen für den Winter 2023 begannen bei der DB schon im Oktober 2022. Da wurde anhand der Prognosedaten des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) ermittelt, wie viele Menschen, Schneefräsen und Enteisungsmittel man wohl für dieses Jahr benötigen werde. An strategisch wichtigen Punkten im Schienennetz stehen Räumfahrzeuge und schwere Loks bereit. Die 49,000 beheizbaren Weichen wurden Ende Oktober 2022 probeweise  beheizt. Letztes Jahr war man sich sicher: der Winter 2023 kann kommen.


Trotzdem legte der Schnee die Mobilität auf der Schiene, der Straße und in der Luft in Teilen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz für mehrere Tage lahm. Das lag zum einen daran, dass in kurzer Zeit deutlich mehr Schnee gefallen ist als angenommen. Zum anderen fehlen auch im Räumdienst Fachkräfte.

Die Schneepflüge, die auf der Autobahn zum Einsatz kommen, wiegen allein bereits 1,3 Tonnen. Das gesamte Räumfahrzeug mit Frontpflug und beladen mit Salz bringt um die 30 Tonnen auf die Waage. Diese Laster bei Eis und Schnee über die Autobahn zu manövrieren, erfordert Erfahrung.

Auch beim Schienenräumdienst geht nichts ohne Fachpersonal: In Bayern schieben seit Beginn der starken Schneefälle 20 bahneigene Räumfahrzeuge Schnee. Bei der S-Bahn München befahren bei Schneefall nachts Leerzüge die Strecke, um Schnee- und Eisbildung zu verhindern. Auch sie fahren nicht ohne Personal.

Anforderung und Gehälter im Räumdienst

Die Gehälter im Räumdienst sind leider niedrig und können stark variieren. Abhängig vom Standort, der Art der Arbeit, der Erfahrung und dem Arbeitgeber. Einsteiger:innen im Räum- oder Streudienst können zwischen Mindestlohn und 20 Euro pro Stunde verdienen.

Personen, die spezielle Räumfahrzeuge wie Schneepflüge oder Streufahrzeuge bedienen, Stundenlöhne zwischen 15 und 25 Euro pro Stunde verdienen. Abhängig von der Komplexität der Tätigkeiten und der Erfahrung.


Aktuell ruft die Gewerkschaft ver.di Nord zu einem Streik der Räumdienste im Raum Lübeck auf. Die Gewerkschaft betont, dass die schlechte Bezahlung und die mangelnde Attraktivität der Berufsbilder auf der Straße zu einem Fachkräftemangel führen.

Die Anforderungen für eine Tätigkeit im Räumdienst können je nach Art der Arbeit und dem Arbeitsgeber variieren. Oftmals ist der Besitz eines gültigen Führerscheins eine Grundvoraussetzung, insbesondere wenn es um das Bedienen von Räumfahrzeugen geht. Die genaue Fahrerlaubnis, die benötigt wird, hängt von der Art der Fahrzeuge ab, die im Räumdienst eingesetzt werden. Je nach den Aufgaben im Räumdienst können auch spezifische Schulungen erforderlich sein. Da der Räumdienst oft rund um die Uhr und bei unterschiedlichsten Witterungsbedingungen erfolgt, ist die Bereitschaft zur Schichtarbeit und Flexibilität wichtig. In einigen Positionen ist eine gute Kommunikation wichtig, insbesondere wenn es darum geht, mit anderen Teammitgliedern, Verkehrskontrollzentren oder der Öffentlichkeit zu kommunizieren.


Trotzdem ist in vielen Fällen keine formale Ausbildung erforderlich. Quereinsteiger können in dieser Branche Fuß fassen. Auf sie setzt aktuell vor allem die Autobahn GmbH des Bundes: So hat beispielsweise die Autobahn Westfalen auf den Azubi- und Fachkräftemangel in den Autobahnmeistereien reagiert, indem sie 78 Quereinsteiger in der Autobahnmeisterei Münster eingestellt hat. Diese bringen nicht nur dringend benötigte Unterstützung, sondern auch frischen Wind und externe Perspektiven für die Prozesse, so Stefan Rickershenrich, Leiter der Meisterei. Da sie keine Ausbildung als Straßenwärter haben, absolvieren sie eine 15-monatige Weiterbildung (bei Vorqualifizierung verkürzbar), die theoretisches Wissen und praktische Schulungen an Deutschen Lehranstalten für Agrartechnik umfasst. Die Quereinsteiger werden von ihren Kollegen in den Autobahnmeistereien begleitet, damit sie lernen, Unfallabsicherungen, Grünpflege und Winterdienste sicher auszuführen.



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