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„Wir haben kein Problem, Lösungen zu finden, wir haben ein Umsetzungsproblem“

Die Mobilitätsbranche steckt voller Innovationen, kreativer Lösungen und guter Ideen. Trotzdem scheint sich in Sachen Mobilitätswende in Deutschland nur wenig zu verändern. Woran liegt das und welche Rolle spielt Kommunikation bei dem Thema?


In Deutschland finden zahlreiche Mobilitätsmessen statt, die ein breites Spektrum an Themen abdecken, darunter Fahrrad-, ÖPNV-, Automobil-, Transport- und Logistikmessen sowie Veranstaltungen, die sich auf neue Technologien und Innovationen in der Mobilitätsbranche konzentrieren. Vergangene Woche fanden beispielsweise das E-Bike Festival in Dortmund, der Deutsche Nahverkehrstag in Koblenz und der Mobilitätskongress Bayern in Nürnberg statt. Gleichzeitig trafen sich Fachleute in Dublin bei der Transport Research Arena. Die diskutierten Themen in den drei Städten: Innovation, Nachhaltigkeit und Veränderung.


In Irland wurde beispielsweise über emissionsarme Luftfahrt und nachhaltige Mobilitätslösungen für klimaneutrale, vernetzte Städte diskutiert. In Nürnberg ging es um Verkehrsinfrastruktur, Antriebstechnologie und den Einsatz von Verkehrsdaten. In Koblenz drehte sich vieles um integrierte Mobilität im ländlichen Raum, autonomes Fahren und den ÖPNV der Zukunft.

Mit so vielen Fachleuten, die auf verschiedenen Fachmessen Ideen für die Verkehrs- und Mobilitätswende präsentieren, könnte man meinen, dass wir kurz vor der Lösung unserer Mobilitätsprobleme stehen müssten.


Ein Besucher des Deutschen Nahverkehrstags in Koblenz ist da weniger optimistisch.

„Seit zehn Jahren die immer gleichen Themen und Diskussionen, nur die Bilder auf den Folien werden schöner“

Besucher der 15. Deutschen Nahverkehrstags in Koblenz

Ein anderer findet: „Wir haben kein Problem, Lösungen zu finden. Wir haben ein Umsetzungsproblem.“ Aber woran liegt das, wenn doch auch die strategien für die erfolgreiche Umsetzung von Changeprojekten bekoannt sind? Warum stecken vielversprechende Konzepte aus der Mobilität in der Entwicklung fest oder werden nicht oder nur sehr langsam umgesetzt? Ist es wirklich immer nur die fehlende Finanzierung? Die regulatorischen Hürden oder die komplexen rechtlichen Rahmenbedingungen, zum Beispiel beim Datenschutz? Oder liegt es daran, dass die Mobilitätsbranche oft fragmentiert ist und die verschiedenen Stakeholder lieber ihre eigene Agenda verfolgen anstatt gemeinsam an Lösungen zu arbeiten?


Unsere Emotionen beeinflussen unsere Entscheidungen

Es mangelt häufig an Geld oder an koordinierten Bemühungen, um verschiedene Mobilitätsinitiativen zu integrieren und Synergien zu nutzen. Und es scheitert oft an Menschen, die wider besseres Wissen an Dingen festhalten, die die Mobilitätswende blockieren. Trotz wissenschaftlicher Fakten und gut funktionierender Gegenbeispiele aus dem Ausland wird beispielsweise an alten Antriebstechnologien und autozentrierten Städten festgehalten. „Man kann unglaublich viel wissen und trotzdem nichts hinkriegen“, sagt der Neurobiologe und Hirnforscher Prof. Dr. Gerald Hüther. Das liege daran, dass Menschen Entscheidungen rational oder emotional treffen können, Gefühle sich aber mit rationalen Argumenten nicht verändern lassen.


Wer Angst vor Veränderung hat, wer sein Gegenüber in der Diskussion nicht leiden kann oder Wählerstimmer gewinnen möchte, folgt in seinen Entscheidungen dem Herz. Das emotionale unbewusste Entscheidungssystem, häufig als Bauchgefühl bezeichnet, arbeitet oftmals viel schneller als der rationale Bereich. Und das limbische System im Gehirn ist ständig auf der Suche nach positiven Gefühlen. Freude, Macht, Wirksamkeit oder Status sind Dinge, nach denen das menschliche Gehirn unter anderem strebt.

Wer über Verzicht auf Komfort, den Verlust von Parkplätzen, für Autos gesperrte Straßen, weniger Reichweite, langsamere Fortbewegung oder steigende Preise spricht, weckt dagegen negative Gefühle.


Um die Verkehrswende erfolgreich umzusetzen, müssen Parteien und Organisationen nicht nur rationale Argumente liefern, sondern auch die emotionalen Bedenken und Ängste der Menschen ansprechen. Statt negative Gefühle wie Verlustängste zu wecken, sollten positive Emotionen wie Sicherheit, Komfort und Lebensqualität betont werden, die mit nachhaltiger Mobilität einhergehen. Die Verkehrswende bietet die Chance, Städte für alle lebenswerter, sauberer und sicherer zu gestalten, und zwar nicht nur für die Zukunft, sondern auch für das Hier und Jetzt. Indem Menschen die Vorteile und Chancen einer nachhaltigen Verkehrspolitik deutlich kommunizieren und gemeinsam Lösungen entwickeln, können Ängste abgebat und Unterstützer:innen gewonnen werden. Es braucht positive Vision für die Zukunft der Mobilität, um Menschen zu ermutigen, diese Vision gemeinsam zu verwirklichen.

 


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