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Als Verkehrsplaner kann man kreativer sein als im Hoch- oder Ingenieurbau

Weltweit setzen Städte auf nachhaltige Entwicklung und effiziente Verkehrsplanung, um Staus zu reduzieren und umweltfreundliche Verkehrsmittel zu fördern. Die Schlüsselrolle dabei spielen Stadt- und Verkehrsplaner:innen. Was sie genau tun und wie sich die Jobs unterscheiden, erfahrt ihr hier.


In Paris soll der Autoverkehr weiter eingeschränkt werden, London plant den umfassenden Ausbau von Radinfrastruktur. Sogar in Deutschland haben sich seit 2021 etwa 700 Kommunen der Initiative "Lebenswerte Städte und Gemeinden durch angepasste Geschwindigkeiten" angeschlossen, initiiert von Aachen, Augsburg, Freiburg, Hannover, Leipzig, Münster und Ulm. Weltweit setzen Städte auf nachhaltige Entwicklung und effiziente Verkehrsplanung. Sie wollen Staus reduzieren und umweltfreundliche Verkehrsmittel fördern. Dafür brauchen sie neben dem nötigen Kleiingeld vor allem Stadt- und Verkehrsplaner:innen. Doch der Markt scheint nahezu leergefegt zu sein. Die Konsequenz: Der Ausbau von Infrastruktur stockt, und Planungs- sowie Prüfungsprozesse ziehen sich in die Länge.


Aufgaben von Stadtplaner:innen

Die Hauptaufgabe von Stadtplaner:innen liegt in der Raumentwicklung. Sie analysieren gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Gegebenheiten einer Stadt oder Region und leiten daraus Maßnahmen zur Gestaltung der städtischen bzw. ländlichen Entwicklung ab. Dazu gehört die Erstellung von Flächennutzungs- und Bebauungsplänen, um zu entscheiden, wo Unternehmen, Schulen, Einkaufszentren und andere Einrichtungen angesiedelt werden sollen. Umwelt- und Denkmalschutz müssen dabei genauso berücksichtigt werden wie Budgetplanung und Kostenkalkulation. Oft arbeiten sie dabei mit Spezialisten aus anderen Fachgebieten wie Bauingenieurwesen und Verkehrsplanung zusammen.

Zusätzlich sind die Projekte oft von großem öffentlichen Interesse. Daher kann es in den Aufgabenbereich einer Stadt- und Regionalplanerin fallen, Beiträge für öffentliche Diskussionen auf Informationsveranstaltungen bereitzustellen und die Öffentlichkeit, Verwaltung und Politik zu informieren und zu beraten. Manchmal sind Stadtplaner:innen auch als Gutachter:innen aktiv.

Stadt- und Raumplanung ist ein zahlenlastiger Beruf, der analytisches, wirtschaftliches und rechnerisches Denken erfordert. Viele Arbeitgeber erwarten außerdem Kenntnisse in geographischen Informationssystemen (GIS), um räumliche Daten aufzubereiten und zu präsentieren.

Ein Studium in Architektur, Stadt- und Regionalplanung oder Geographie mit Schwerpunkt Stadt- und Raumplanung ist Voraussetzung für diesen Beruf. Um sich als Stadtplaner:in bezeichnen zu dürfen, ist eine Aufnahme in die Architekten- bzw. Stadtplanerliste der Landesarchitektenkammer erforderlich, wobei die Voraussetzungen für die Aufnahme von Bundesland zu Bundesland variieren.


Bis zum 1. Januar 2023 gab es in Deutschland insgesamt rund 139.850 erwerbstätige Architekt:innen und Stadtplaner:innen. Die Anzahl der Erwerbstätigen im Bereich Architektur, Land- und Innenarchitektur sowie Stadtplanung ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dennoch bleibt die Nachfrage groß, auch weil Verkehrsverbünde und Unternehmen aus der freien Wirtschaft mit den Kommunen um die Fachkräfte konkurrieren.

Oft zum Nachteil der kommunalen Arbeitgeber, die weniger bezahlen.

Stadtplaner:innen arbeiten typischerweise in kommunalen Planungsämtern, Architekturbüros, Landschafts-, Verkehrs- und Stadtplanungsbüros oder regionalen Planungsgemeinschaften. Auch Beratungsunternehmen sowie Wohnungsbau- und Bauträgergesellschaften sind potenzielle Arbeitgeber.

Aufstiegsmöglichkeiten ergeben sich durch weiterführende Studiengänge in Stadt- und Regionalplanung, Regionalmanagement und Infrastrukturmanagement. Wer eine wissenschaftliche Laufbahn anstrebt, benötigt häufig eine Promotion oder Habilitation.


Eng verbunden mit der Stadt- ist die Verkehrsplanung: Auch sie muss die Bedürfnisse von Fußgänger:innen, Radfahrenden und Autofahrer:innen erfassen, analysieren und anhand dessen neue Verkehrkonzepte entwickeln. Dabei spielen öffentlicher Nah- und Fernverkehr sowie Logistik und Lieferverkehr eine entscheidende Rolle. Verkehrsplaner:innen tragen die Verantwortung für die Entwicklung von Verkehrsanlagen, sie kümmern sich um Baustellenplanung, Bustaktungen, aber auch um die Planung von Parkflächen, Radwegen oder U-Bahn-Haltestellen. Mit ihrem technischen Know-how gestalten sie Straßenräume, Grünanlagen und Plätze. Gleichzeitig sind sie kreative Gestalter, die innovative Lösungen für eine nachhaltige Mobilität entwickeln sollen.


Die Aufgaben und Anforderungen an die Verkehrsplaner:innen sind vielfältig. Nadine Land, Bauingenieurin und Testimonial der Kampagne "Plane deine Stadt", ist beispielsweise bei der Stadt Köln in der Bauausführung von Radverkehrsmaßnahmen angestellt. Im Gegensatz dazu arbeitet Sandra Lischke als Verkehrsplanerin beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. Sie koordiniert und betreut die Baustellenkommikation sowie die Ersatzfahrpläne von Eisenbahnunternehmen, wenn baustellenbedingt ein Zug ausfällt.

"Als Verkehrsplaner kann man kreativer sein und hat viel mehr Wege, die man gehen kann. Man kann sich nicht nur an Regelwerke halten. Man muss auch mal ein bisschen um die Ecke denken. Das finde ich einfach sehr viel interessanter als stumpfer Hochbau oder konstruktiver Ingenieurbau."

Nadine Land, Verkehrsplanerin bei der Stadt Köln


Während Nadine Land nach ihrer Ausbildung zur Bauzeichnerin an der TH in Köln Bauingenieurwesen studierte, hat Sandra Lischke direkt an der TU Dortmund Raumplanung studiert. Wie bei den Stadtplaner:innen erfordert auch die Verkehrsplanung ein Studium, in der Regel eines aus den Bereichen Stadtplanung, Bauingenieurwesen oder verwandten Fächern wie Architektur oder Geografie. Quereinsteiger können sich durch Weiterbildungen oder zusätzliche Qualifikationen für den Beruf qualifizieren.

Wie die Stadtplaner:innen haben auch Verkehrsplaner gute Berufsaussichten, da der Bedarf an Fachkräften in diesem Bereich ebenfalls sehr hoch ist. Mit zunehmender Erfahrung können sie in leitende Positionen aufsteigen, insbesondere bei Kommunen, Städten oder Planungsbüros.



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