ÖPNV ist cool – wenn wir ihn gemeinsam gestalten
- womeninmobility
- 30. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Was braucht es, damit der öffentliche Nahverkehr nicht nur funktioniert, sondern begeistert? Im Rahmen des UITP Global Public Transport Summit und der VDV-Jahrestagung 2025 haben wir bei Women in Mobility diese Frage in einem offenen Barcamp diskutiert – gemeinsam mit Fachleuten, Macherinnen und Visionärinnen aus der Branche.

Heute vor fast zwei Wochen begrüßte unser WiM Rollup die Teilnehmenden der Jahrestagung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen im CCH Hamburg. Zum Auftakt der in den UITP Summit eingebetteten Veranstaltung haben wir zu einem Barcamp eingeladen. Während es nebenan in der Messe Hamburg um internationale Trends im öffentlichen Nahverkehr ging, diskutierten wir im Congress Center Hamburg die zentrale Frage:
Was braucht es eigentlich, damit der ÖPNV von den Menschen gerne genutzt wird, sie vielleicht sogar begeistert?
In unserem offenen Barcamp kamen Fachleute, Fahrgäste sowie ÖPNV-Gestalter:innen zusammen, um Fragen zu stellen und gemeinsam Antworten zu finden.
Begrüßt hat sie die neue Geschäftsführerin Eisenbahnverkehr beim VDV, Nicole Knapp.
"Ich freue mich, dass es Netzwerke wie Women in Mobility gibt. Denn nur gemeinsam können wir Frauen in der Branche sichtbar machen – und das ist entscheidend für echte Veränderung."
Nicole Knapp, Geschäftsführerin Eisenbahnverkehr beim VDV
Entstanden ist ein vielfältiger Ideenspeicher zu Sicherheit, Plattformintegration & Digitalisierung, Kundenservice, Haltung und Kommunikation sowie Fußverkehr und Stadtraum. Einige Forderungen richten sich direkt an den VDV als Branchenverband – andere sind ein Appell an uns alle, Mobilität neu zu denken: mutig, inklusiv, menschengerecht.
In diesem Dokument haben wir die Ergebnisse der Arbeitsstationen zusammengefasst – zum Nachlesen, Weiterdenken und Ergänzen.
Hier sind die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen – thematisch geordnet:
Sicherheit (Annika Müller)

Sicherheit als subjektives Gefühl ernst nehmen
Angsträume erkennen und beseitigen
Beleuchtung und Gestaltung von Haltestellen verbessern
Schulungen für Fahrpersonal zu Deeskalation und Wahrnehmung
Sichtbarkeit von Sicherheitspersonal erhöhen
Diversität beim Personal sichtbar machen (Vorbildfunktion)
Sicherheit kommunizieren – nicht nur schaffen
ÖPNV als Teil der Gesellschaft, in der auch Schutz eine Rolle spielt
Gesellschaftliche Herausforderungen prüfen und den ÖPNV entsprechend gestalten
Pilotprojekte für Sicherheit (z. B. Nachtbusse für FLINTA*)
Bessere Wegeführung zur Haltestelle
Umgang mit „unsichtbaren“ Unsicherheiten (z. B. durch Crowd-Verhalten)
Weg zur Haltestelle + Anschlussqualität mitdenken
Plattformintegration & Digitalisierung (Sylvia Lier)

Plattformlösungen „easy access“ gestalten
Bestehende Systeme vereinheitlichen und verständlich machen
Nutzerzentrierung in App-Design und digitaler Infrastruktur (Beispiel: Oslo als Best Practice)
Open-Data-Bereitstellung verbessern
Wissensplattformen & Austauschformate fördern - auch durch den VDV
Plattformen gemeinschaftlich gestalten (App für Mobilität + Plus-Angebote). Auch hier sehen die Teilnehmenden den VDV als Treiber bzw. Vermittler
Kund*innenservice (Paula Ruoff)

Service-Recovery ernst nehmen: Fehler können Chancen sein
Schnelle Reaktionszeiten, Kulanz zeigen
Proaktive Kommunikation, besonders im Störfall
Hygiene & Sauberkeit als unterschätzte Komfortfaktoren
Zuhören, Empathie und echtes Interesse zeigen
Wer übernimmt im System die Rolle des Kundenservices? → Koordination über VDV oder Verbünde?
Haltung & Kommunikation (Anne Rückschloß)

diverse Teams für die Perspektivenvielfalt bei Planung, Infrastruktur und Angebot selbstverständlich ist
Kommunikation auf Augenhöhe mit Fahrgästen
Diversität und Vielfalt der Bedürfnisse sichtbar machen (Personas, Bilderwelten)
Positives Framing: Freude, Spiel, Mitmachen betonen
Mobilitätsbildung und Erwachsene als Vorbilder
Gamification-Ansätze für junge Zielgruppen
Vorteile ÖPNV betonen: Freiheit, Unabhängigkeit, Zeit
Beteiligung und Mitgestaltung ermöglichen
Narrative aufbauen: Mehrheiten schaffen, Begeisterung erzeugen
Stadt und Mobilität erlebbar machen – nicht nur als Funktion, sondern als Lebensraum
Zusammenarbeiten, an einem Strang ziehen und mutige Entscheidungen treffen
Fußverkehr und Stadtraum (Susanne Elfferding)

Fußverkehr als integralen Bestandteil von Mobilität denken
Aufenthaltsqualität rund um Haltestellen erhöhen (Sitzen, Spielen, Verweilen)
Städte als Erlebnisräume begreifen – Mobilität als Teil davon
Stadtentwicklung und ÖPNV stärker verzahnen
Räume für Kinder & Bildungseinrichtungen mitdenken
Fußverkehr in VDV-Veranstaltungen integrieren
Fußverkehr als explizites Thema in der VDV-Agenda positionieren
Verbände wie der VDV sollen die Zusammenarbeit mit Organisationen wie FUSS e. V. intensivieren
Verbände wie der VDV müssen den Faktor Mensch als zentrales Mobilitätskriterium mitdenken
Mobilitätsbildung in Kitas und Schulen stärken (auch durch Verbände wie den VDV)
Barrieren abbauen: sprachlich, finanziell, sozial
Gesundheitsförderung durch aktive Wege betonen
Mobilität für alle sichtbar und erfahrbar machen
Perspektivenvielfalt ernst nehmen (z. B. alterssensibel gestalten)
Rücksichtnahme und Daseinsvorsorge als Leitmotiv
Fazit: Der ÖPNV braucht Mut zur Veränderung
Was das Barcamp gezeigt hat: Der ÖPNV ist längst mehr als nur Fortbewegung von A nach B. Er ist Teil des öffentlichen Raums, der Daseinsvorsorge – und vor allem ein Versprechen auf Teilhabe.
Damit dieses Versprechen erfüllt wird, braucht es mutige Entscheidungen für menschenzentrierte Plattformen, für echte Servicekultur, für Sicherheit und Sichtbarkeit. Und vor allem für ein gemeinsames Gestalten mit den Menschen, die den ÖPNV täglich nutzen oder nutzen könnten.
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