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Betriebliche Mobilität als wichtiger Baustein der Mobilitätswende

Wie kommen Menschen in Deutschland und der Schweiz zur Arbeit – und welche Optionen bieten die Unternehmen ihren Angestellten? Das erforschen Luisa Stöhr und Jannis Linke vom Institut für Mobilität der Universität St.Gallen (IMO-HSG), mit dem Women in Mobility kooperiert. Wir haben mit den beiden gesprochen.


Betriebliches Mobilitätsmanagement spielt eine zentrale Rolle für die Verkehrswende und den Klimaschutz, indem es die Mobilitätsbedürfnisse der Mitarbeitenden effizient erfüllt. Laut einer Verkehrsstudie steigt die Zahl der Pendelnden stetig. Das Auto bleibt dabei aktuell das bevorzugte Verkehrsmittel. Rund 60 Prozent der Pendelwege werden mit dem Auto zurückgelegt, was den Pendelverkehr in Deutschland für etwa 23 Prozent der klimarelevanten Emissionen des gesamten Personenverkehrs verantwortlich macht.


Unternehmen können bereits eine erhebliche Menge CO2 einsparen, indem sie ihre Dienstwagenflotte auf einen Elektroantrieb umstellen. Weiteres Potenzial zur Reduktion von Emissionen bieten zudem vielfältige Mobilitätsoptionen für Mitarbeitende. Unternehmen, die ein umfassendes betriebliches Mobilitätsmanagement umsetzen und Optionen wie Dienstwagen, Bahncards, Jobtickets, Firmenräder oder Mobilitätsbudgets anbieten, können nicht nur die Effizienz steigern und Kosten senken, sondern auch die Umwelt schützen sowie die Zufriedenheit und Gesundheit der Mitarbeitenden fördern.

Maßnahmen, wie überdachte Fahrradgaragen und Umkleidemöglichkeiten auf dem Firmengelände können zum Beispiel ein Anreiz sein, um mehr Mitarbeitende dazu zu motivieren, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu kommen, anstatt den Pkw zu nutzen.



Die Doktorand:innen Luisa Stöhr und Jannis Linke vom Institut für Mobilität der Universität St.Gallen untersuchen derzeit den Status der betrieblichen Mobilität in Deutschland und der Schweiz. In qualitativen und quantitativen Befragungen erheben sie, was Betriebe ihren Mitarbeitenden an Mobilitätsoptionen anbieten und analysieren, welche Veränderungen sich in den beiden Ländern abzeichnen. In einer vorangegangenen Studie des Future Mobility Labs habe Jannis bereits Haushalte in Deutschland und der Schweiz zu ihrem Mobilitätsverhalten untersucht und dabei „festgestellt, wie schwierig es ist, Haushalte zu Mobilitätsalternativen zu motivieren, wenn sie von ihrem Arbeitgeber vergünstigte Angebote bekommen. Das war eine Motivation, die Rolle der Arbeitgeber als mögliche Treiber des Wandels näher zu untersuchen", erzählt er.

Das Future Mobility Lab ist ein Konsortium zur Förderung nachhaltigen Mobilitätsverhaltens, gegründet im März 2022. Initiatoren sind das Institut für Mobilität an der Universität St. Gallen (IMO-HSG) und die Kommunikationsagentur fischerAppelt. Das “Future Mobility Lab” besteht aus mehr als 25 Mitgliedern – unter anderem Städte, Verbände und zentrale Mobilitätsdienstleister in Deutschland und der Schweiz. Die Mitglieder setzen gemeinsam Studien um, diskutieren die Implikationen der Ergebnisse und zeigen damit die zentrale Bedeutung von Kollaboration zur Gestaltung der Mobilität der Zukunft (Wirtschaft / Wissenschaft / Politik).


Geleitet wird das Future Mobility Lab von Jürgen Stackmann und Dr. Philipp Scharfenberger. Für Fragen zu dem Konsortium oder bei Interesse an einer Mitgliedschaft wenden Sie sich gerne an Dr. Philipp Scharfenberger, Vize-Direktor des IMO-HSG.

Jannis übernimmt den quantitativen Teil der Studie, die Erstellung und Auswertung der Umfrage "Mobilitätsangebote für Arbeitnehmende". Hier werden Arbeitgeber, speziell Flotten-, Mobilitäts-, Travel- und Nachhaltigkeitsmanager:innen befragt, um herauszufinden, welche Mobilitätsangebote derzeit existieren, wie sich diese in der Vergangenheit verändert haben und welche Angebotsveränderungen geplant werden. Zudem werden auch Arbeitnehmende in Deutschland und der Schweiz befragt, wie sie verschiedene Möglichkeiten für Mobilitätsangebote durch Arbeitgeber bewerten.

Seine Kollegin Luisa betreut den Studienteil der Case Studies, in dem sie verschiedene Unternehmen über mehrere Monate begleitet und untersucht, wie sich Mobilitätskonzepte und -verhalten verändern. Sie plant diesem Thema auch ihre Doktorarbeit zu widmen. „In den Cases geht es nicht nur darum, wie sich das Verhalten ändert, sondern auch, wie im Unternehmen Prozesse und Organisationsstrukturen funktionieren müssen und was es für Herausforderungen und Erfolgsfaktoren gibt“, beschreibt sie ihren Teil der Forschungsarbeit.

 

"Wir haben eine Mischung aus Convenience Sampling und gezielten Auswahlkriterien verwendet. Teilweise kamen die Unternehmen aus unserem Konsortium oder wurden von Mitgliedern vorgeschlagen. Wir haben darauf geachtet, dass die Unternehmen unterschiedlich in Bezug auf bestimmte Kriterien sind, um verschiedene Erfolgsfaktoren und Barrieren zu identifizieren. So haben wir zum Beispiel Unternehmen aus ländlichen und städtischen Gebieten sowie aus verschiedenen Branchen."

Luisa Stöhr, Doktorandin am Institut für Mobilität der Universität St.Gallen


Beide sehen Potentiale, aber auch Herausforderungen in der Rolle von Arbeitgebern als Treiber eines Wandels. Wenn ein Arbeitgeber den Mitarbeitenden einen Dienstwagen zur Verfügung stelle, der auch privat genutzt werden darf, sei die Bereitschaft der Menschen, den ÖPNV oder das Fahrrad zu nutzen aus einer individuellen Nutzenperspektive geringer. Biete der Arbeitgeber aber beispielsweise ein Firmenrad an, so kann auch dies einen Einfluss auf das Mobilitätsverhalten außerhalb des Pendelwegs nehmen. Auch ein Mobilitätsbudget habe das Potential durch vielfältige Einsatzmöglichkeiten bestehende Routinen zu ändern.


Während Jannis von unterschiedlichen Ergebnissen bei der Befragung von Arbeitgebern und Arbeitnehmenden in Deutschland und der Schweiz ausgeht, sieht Luisa bei den von ihr begleiteten Unternehmen noch keine klaren Unterschiede zwischen den beiden Ländern. Es werde spannend zu beobachten, wie sich bei den jeweiligen Forschungsvorgehen zum Beispiel unterschiedliche Infrastruktur-, Raum- und Angebotsdimensionen der beiden Länder in den Ergebnissen abzeichnen.


 

Women in Mobility ist Kooperationspartnerin des “Future Mobility Lab” und wird die Ergebnisse der Studie deshalb hier kommunizieren.

Ihr möchtet auch Teil des “Future Mobility Lab” werden? Dann meldet euch jederzeit bei Dr. Philipp Scharfenberger, Vize-Direktor des IMO-HSG. 


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