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"Ethel was out somewhere in her electric car"

Am 9. September beginnt in München die IAA Mobility. Natürlich sind auch wir als Women in Mobility mit mehreren Veranstaltungen vor Ort. Neben vielen anderen Mobilitätsthemen dreht es sich in München auch um Antriebstechnologie: Dabei ist Elektromobilität eigentlich ein alter Hut. Das erste E-Auto wurde 1888 in Coburg entwickelt. Besonders beliebt waren die frühen Elektroautos bei Frauen.

Schwarz-weiß-Darstellung zweier Frauen in einem historischen Auto um 1900
Elektroautos sind keine Erfindung des 21. Jahrhunderts – und Frauen spielten von Anfang an eine zentrale Rolle.

Elektromobilität boomt: 2024 wurden weltweit rund 17 Millionen E-Autos neu zugelassen. Das ist ein Rekord. China ist dabei mit Abstand der größte Markt, auf Platz zwei liegen die USA, Deutschland folgt laut dem Verband der Automobilindustrie auf Rang drei. Ende 2022 überstieg die Anzahl an zugelassenen Elektroautos hierzulande erstmals die Millionenmarke.

2024 gingen die Neuzulassungen bei Elektroautos in Deutschland allerdings zurück, was auf das unerwartete Ende der staatlichen Förderung Ende 2023 zurückzuführen sein dürfte.


Die Diskussion um Elektromobilität und deren Vor- und Nachteile ist zwar noch relativ jung, die Technologie ist aber älter, als viele denken: Bereits in den 1830er Jahren wurden Fahrzeuge mit Batterien oder Elektromotoren angetrieben. 1888 baute Andreas Flocken in Coburg ein batteriebetriebenes Auto – das erste vierrädrige Elektroauto der Welt.


Um 1900 war fast jedes zweite Fahrzeug in den USA elektrisch. Besonders Frauen schätzten die Autos: kein mühsames Ankurbeln, kein Öl, kein Ruß – stattdessen leise, saubere und zuverlässige Technik.

Das zeigt sich auch in der Literatur der damaligen Zeit: In zahlreichen Romanen tauchten Frauen ganz selbstverständlich am Steuer von Elektroautos auf. So lässt Samuel Merwin 1912 seine Protagonistin Ethel „out somewhere in her electric car“ fahren, und Gertrude Atherton beschreibt 1921 „Alexina’s smart little electric car“.


Auf diese literarischen Spuren hat uns Gunter Stemmler geführt. Bei der Arbeit an seinem Buch „Parliamentary Novels & Political Movies. Der 1000 & 1000 Katalog" sammelte er zahlreiche Belege dafür, wie selbstverständlich Frauen sich bereits früh mit dem Elektroauto durch die Welt bewegten.


Die Zitate stammen aus der Recherche von Gunter Stemmler (Arbeitstitel: Frauen und frühe elektrische Automobile in politischen Romanen – Zitate von angelsächsischen Fahrerinnen und Autorinnen).



Dass die Elektromobilität nach 1920 dennoch in der Versenkung verschwand, hatte mehrere Gründe: darunter Fords Fließbandproduktion, die Benziner billiger machte sowie der elektrische Anlasser, der den Startvorteil der E-Autos beseitigte. Heute erleben Elektroautos ihr Comeback – und wieder sind Frauen vorne dabei.

Studien zeigen, dass sie häufiger bereit sind, das eigene Auto stehen zu lassen, multimodal unterwegs zu sein und für nachhaltige Mobilität mehr zu zahlen.


Besonders bemerkenswert: 64 Prozent der Frauen sind bereit, für nachhaltigere Mobilität mehr zu bezahlen – bei Männern sind es nur 58 Prozent. 42 Prozent der Männer lehnen Mehrkosten für alternative Antriebe komplett ab, bei Frauen nur 36 Prozent.

Das Forschungsprojekt „Die Elektromobilität ist WEIBLICH" der Ostfalia Hochschule liefert wissenschaftliche Belege für diese Affinität. 50 Frauen testeten zwei Wochen lang E-Autos und E-Bikes. Das Ergebnis: Binnen kürzester Zeit gingen 290 Bewerbungen für nur 50 Testplätze ein. Die Testfahrerinnen legten zusammen 17.321 Kilometer mit E-Autos zurück – deutlich mehr als der deutsche Durchschnitt von 13.000 Kilometern.

Nach dem Test gaben drei Viertel der E-Bike-Testerinnen an, dass ihr nächstes Fahrrad elektrisch sein wird. Bei den E-Auto-Testerinnen wollen drei von 17 Befragten ein Elektroauto kaufen.


Die Gründe für diese Affinität sind dieselben wie vor 100 Jahren:

  • Frauen fahren im Durchschnitt kürzere Einzelwege (weniger Reichweitenangst)

  • Sie sind häufiger am Wohnort anwesend (bessere Lademöglichkeiten)

  • Sie fahren größere Anteile ihrer Wege innerorts (wo der Vorteil der E-Mobilität am größten ist)

  • Sie begleiten häufiger Kinder und gehen einkaufen (E-Bikes und Lastenräder sind hier von Vorteil)


Die Bewegung gewinnt auch institutionellen Rückhalt. Der Bundesverband Elektromobilität (BEM) hat mit den „Electrified Women e.V." einen eigenen Verein unter seinem Dach, der sich speziell der Förderung von Frauen in der E-Mobilität widmet.


Hinweis zur Quelle: Die Zitate und bibliografischen Angaben stammen aus der Recherche von Gunter Stemmler (Arbeitstitel: Frauen und frühe elektrische Automobile in politischen Romanen – Zitate von angelsächsischen Fahrerinnen und Autorinnen). Bei Jahresangaben kann es durch serielle Vorveröffentlichungen oder verschiedene Ausgaben zu leichten Abweichungen kommen.

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