Europäische Mobilitätswoche: Werde Teil der Bewegung!
- womeninmobility
- vor 3 Tagen
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Diese Woche beginnt die sogenannte Europäische Mobilitätswoche: Vom 16. bis 22. September 2025 steht Europa unter dem Motto „Mobilität für alle". Genau das Thema, für das sich WiM seit nunmehr zehn Jahren einsetzt.
Morgen, am 16. September, beginnt die Europäische Mobilitätswoche. Eine Woche lang sind Menschen und Kommunen in ganz Europa eingeladen, über die Mobilität der Zukunft nachzudenken und sie aktiv mitzugestalten. Im Mittelpunkt steht 2025 das Motto „Mobilität für alle“ – also die Frage, wie Verkehrsdienstleistungen so organisiert werden können, dass sie verfügbar, zugänglich, bezahlbar, inklusiv und sicher sind. Denn das sind sie bisher nicht.
In unserer Mobilität gibt es strukturelle Barrieren, die unterschiedliche Menschen unterschiedlich treffen:
der Rollstuhlfahrer, der an der Bushaltestelle in der Stadt strandet, weil die Rampe defekt ist
die alleinerziehende Mutter auf dem Dorf, die zwar eine Rampe hätte, dafür aber nur morgens und abends je einmal einen Bus nutzen kann
die trans Person, die abends lieber Auto fährt, weil ihr der ÖPNV zu gefährlich ist.
Auch ein Ticket oder eine Taxifahrt, die nur mit (Kredit-)Karte bezahlt werden können, sind ein Problem für Menschen mit Schulden oder ohne Bankkonto.
Mit der Europäischen Mobilitätswoche soll für eine multimodale Mobilität geworben werden, die alle Menschen sicher von A nach B bringt und ihnen Teilhabe ermöglicht. Also genau das, was wir meinen, wenn wir von der feministischen Verkehrswende sprechen. Politisch initiierte Kampagnen wie die der Europäischen Mobilitätswoche setzen diese Themen auf die Agenda, die sonst oft übersehen werden. Während der Mobilitätsdiskurs häufig von technischen Innovationen und Effizienzsteigerungen dominiert wird, rücken solche Aktionen die sozialen Dimensionen von Mobilität ins Zentrum.
Auch für uns bei Women in Mobility ist „Mobilität für alle" kein rein technisches Thema: Frauen legen beispielsweise häufig komplexere Wegeketten zurück: Kinder zur Kita bringen, Einkäufe erledigen, pflegebedürftige Angehörige besuchen – oft alles am selben Tag. Klassische Verkehrsplanung orientiert sich jedoch am linearen Pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsort. Das Ergebnis: ein System, das an den Realitäten vieler Frauen vorbeigeht. Da hilft auch keine App und keine neue Antriebstechnologie.
Intersektionale Perspektiven machen weitere Barrieren sichtbar: Ältere Menschen brauchen mehr Zeit beim Ein- und Aussteigen. Menschen mit Behinderungen sind auf barrierefreie Infrastruktur angewiesen. Queere Menschen haben andere Sicherheitsbedürfnisse, besonders nachts oder in abgelegenen Bereichen des ÖPNV. Menschen mit geringem Einkommen können sich teure Tickets nicht leisten.
Eine feministische Verkehrswende bedeutet deshalb: die Vielfalt der Mobilitätsbedürfnisse ernst zu nehmen und Systeme zu schaffen, die möglichst alle Menschen mitdenken. Die EU-Kommission hat vier zentrale Handlungsfelder definiert, die es braucht, um das umzusetzen:
die Planung für alle mit barrierefreier Infrastruktur und verständlicher Kommunikation
vielfältige, erschwingliche und zuverlässige Verkehrsangebote
die Einbindung aller Menschen in die Verkehrsplanung. Und vie
die Zusammenarbeit über Verwaltungsgrenzen hinweg, damit Mobilität nahtlos funktioniert
Die gute Nachricht: Es gibt bereits funktionierende Ansätze. On-Demand-Verkehre bringen Menschen in ländlichen Gebieten flexibel von A nach B. Mobilitätsbudgets ermöglichen es Kommunen, verschiedene Verkehrsmittel zu subventionieren. Solidarische Preismodelle machen den ÖPNV für einkommensschwache Menschen zugänglich.
Besonders wichtig ist dabei die Zusammenarbeit verschiedener Akteure. Wie das EU-Factsheet betont, spielen Nachbarschaftsinitiativen, Interessenvertretungen und zivilgesellschaftliche Organisationen eine zentrale Rolle bei der Beseitigung von Mobilitätsarmut. Der öffentliche Sektor kann Innovationen anstoßen, aber echte Inklusion entsteht nur im Dialog mit den Betroffenen.
Die Europäische Mobilitätswoche schafft experimentelle Räume, um sich dem anzunähern. Kommunen können neue Ansätze ausprobieren, Menschen erleben alternative Mobilitätsformen und zivilgesellschaftliche Akteure erhalten Gehör. Diese temporären Veränderungen können zu dauerhaften Transformationen führen – wenn der politische Wille da ist, erfolgreiche Pilotprojekte zu verstetigen.
„Mobilität für alle" wird nur dann mehr als ein Slogan, wenn wir alle – als Expertinnen, Aktivistinnen, Nutzerinnen – unsere Perspektiven einbringen. Die Europäische Mobilitätswoche ist eine Chance, das Thema sichtbar zu machen und konkrete Veränderungen anzustoßen.
Deshalb unsere Einladung an die Community: Teilt eure Erfahrungen mit Mobilitätsbarrieren. Bringt euch ein in lokale Planungsprozesse. Vernetzt euch mit anderen. Denn am Ende geht es um mehr als Verkehr – es geht um die Frage, wer an unserer Gesellschaft teilhaben kann und wer nicht.
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