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"Fuß- und Radverkehr sollen die vorrangige Verkehrsart werden."



Christine Fuchs ist Diplom-Bauingenieurin. Sie arbeitete unter anderem als stellvertretende Fachbereichsleiterin im Fachbereich Tiefbau der Stadt Krefeld. Heute ist sie Vorständin der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e.V. (AGFS NRW).


MobilityMonday: Sie sind Diplom-Bauingenieurin, waren jahrelang für den Straßenbau und für die Verkehrsplanung in Krefeld zuständig und heute sind Sie Vorständin der AGFS. Warum machen Sie sich für Fußgänger und den Radverkehr stark?


Christine Fuchs: Ich möchte die Städte ganz im Sinne des Leitbildes der AGFS lebens- und liebenswerter gestalten. Gestaltet für Menschen. Hierfür muss auch eine großzügige Infrastruktur für die Nahmobilität, also Rad- und Fußverkehr, geschaffen werden. Zum Beispiel muss es möglich sein, auf großzügigen und sicheren Wegen Fahrrad zu fahren, ohne ständig anzuhalten oder Konflikte zwischen den Zufußgehenden und den Radfahrenden auszulösen. Auch auf dem Bürgersteig sollte immer ausreichend Platz für einen Zwillingskinderwagen sein oder eine Unterhaltung ohne parkende Autos oder Mülleimer, die blockieren.

Als Leiterin der AGFS - ein kommunaler Zusammenschluss von vielen Städten, Kreisen und auch Gemeinden - unterstütze ich die Kommunen in NRW dabei, die entsprechende Infrastruktur für die Nahmobilität zu realisieren.


Mit dem Ziel…

Die Infrastruktur des Fuß- und Radverkehrs soll zukünftig mehr einladend sein und es soll Spaß machen, sich zu bewegen und sich aufzuhalten. In der AGFS kann ich diese Vision, die Städte zu Lebens- und Bewegungsräumen zu transformieren, unterstützen. Wir wollen erreichen, dass ein Großteil der persönlichen Alltags- oder Freizeitwege zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt werden können. Wir sind überzeugt, dass die Zukunft in „gesunden“ Städten liegt.


 

Die AGFS ist ein Netzwerk von mehr als 90 Kommunen in NRW, die sich für eine zukunftsweisende, urbane Mobilität engagieren. Dabei steht eine körperlich aktive, individuelle Mobilität im Fokus: zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Pedelec oder anderen bewegungsaktivierenden Verkehrsmitteln. Gemeinsames Ziel ist es, zukunftsfähige, belebte und wohnliche Städte zu gestalten, in denen ein Großteil der Alltags-, Versorgungs- , und Freizeitwege mit dem Rad oder zu Fuß zurückgelegt werden. Um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, plädiert die AGFS für eine Transformation des öffentlichen Raumes, der zur alltäglichen gesunden Bewegung einlädt und in denen körperliche Aktivität wieder Freude macht.

 

Was zeichnet für sie denn eine gesunde Stadt aus?

Fünf Leitwerte bilden die lebens- und liebenswerte Stadt ab:

  1. Grün

  2. Freiheit

  3. Lebendigkeit

  4. Gesundheit

  5. Ökologie

Das bedeutet konkret: Die klassische Straße wandelt sich zur Multifunktions- und Kommunikationsfläche, auf der das Miteinander im Fokus steht.


Die Nahmobilität ist das vorherrschende Fortbewegungsmittel: zentrale und barrierefreie Fuß- und Radwegeachsen – vorzugsweise begrünt – durchziehen die Stadt. Radschnellwege und Zubringer zum ÖPNV sowie Freizeit und Sport-Routen fördern und motivieren zur Nahmobilität in den Städten und auch im ländlichen Raum.

Die Gestaltung des Raumes orientiert sich am Maßstab Mensch.

Die neue Urbanität prägt sich durch eine „Grüne Infrastruktur“: Ein Netz aus zusammenhängenden Grünflächen und -achsen durchzieht die Viertel.

Im ÖPNV ergänzen flexible Angebote wie Sammel-Taxen, Rufbusse, Park-Ride Anlagen, Fahrrad- und Mobilstationen, Verleihangebote etc. zum Umstieg vom Auto auf Fahrrad und ÖPNV.


Was muss sich ihrer Meinung nach verändern, damit wir an Rhein und Ruhr zu dieser Nahmobilität gelangen?

Vor allem bei zukünftigen städtebaulichen Vorhaben muss schon bei der Erschließung der Leitgedanke“ Verkehrsvermeidung“ im Vordergrund stehen. Nahmobilität, vorrangig per Rad oder zu Fuß, muss die maßgebliche Verkehrsart der Zukunft werden. Hierfür müssen wir die Verwaltungen und kommunale Politik überzeugen und unterstützen, nahmobilitätsgerecht zu planen. Das bedeutet z.B., öffentliche Flächen im Sinne der Nahmobilität zu gestalten – auch wenn Autoparkplätze verloren gehen oder verlagert werden müssen. Mit dem Beschluss, ein Fahrradgesetz für NRW zu erarbeiten, ist ein großer Schritt in diese Richtung gemacht worden.


 

Jetzt bist Du dran: Bei unserem #MobilityMonday werfen wir künftig jede Woche ein Schlaglicht auf die Mobilität an Rhein und Ruhr und die Menschen, die dahinterstehen. Die einzelnen Blogbeiträge erscheinen in den Kategorien Herausforderung, Lösung, Tatsache und Mobilmacher*in.

Wir wollen von Dir wissen: Wie erlebst du die Mobilität an Rhein und Ruhr? Welche Initiativen findest Du gut, welche Bustaktung treibt Dich zur Weißglut? Welches Startup hat die Mega-Idee? Was ist Dein Lieblingsverkehrsmittel, welche Women in Mobility sollte die Community kennen lernen?

Schick uns Deinen Impuls (gerne mit Foto!) entweder per Mail an rhein-ruhr@womeninmobility.org oder melde dich via LinkedIn bei Mareike Lüken, Petra Bönnemann, Leonie Müller oder Kerstin Dämon.

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