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„Ich möchte einen ganzheitlichen Blick auf das Thema Mobilität haben“

Heute beginnt an der Uni St. Gallen der aktuelle „CAS Smart Mobility Management“-Lehrgang. Mit dabei sind auch Vertreterinnen von Women in Mobility - sowohl auf Dozentinnen- als auch auf Teilnehmerinnenseite.

Neuer Job gefällig? Die Verkehrsbranche eignet sich gut für einen Neuanfang im Quereinstieg. In den Bereichen Organisationsentwicklung, Innovationsmanagement oder dem Marketing beispielsweise arbeiten Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Geisteswissenschaftler:innen sind dort genauso anzutreffen wie Menschen mit Abschlüssen in naturwissenschaftlichen Studiengängen, Ingenieur:innen ebenso wie Kaufleute.


Ich bin vor sieben Jahre zufällig in die Branche gekommen und fand es eigentlich ganz gut, keinen Hintergrund als Raum- oder Verkehrsplanerin zu haben, weil ich so neue Aspekte einbringen konnte. Die Branche entwickelt sich gerade so schnell weiter, da braucht es verschiedenste Blickwinkel. Außerdem gibt es in der Mobilität von der Buchhaltung über Produktion und Vertrieb so ziemlich jedes Berufsbild

Claudia Falkinger, Co-Founder & CSO von Punkt vor Strich


Quereinstieg in nicht-akademische, operative Berufe

Sehr begehrt sind Quereinsteiger:innen im Fahrbetrieb bei Bus und Bahn. Entsprechend bilden die Verkehrsunternehmen bundesweit Menschen zu Bus- und Straßenbahnfahrer:innen sowie Lokführer:innen weiter. Die Umschulungen dauern – abhängig vom Fahrzeug – bis zu einem Jahr.

Wer beispielsweise in Nordrhein-Westfalen im Quereinstieg Triebfahrzeugführer oder Triebfahrzeugführerin werden möchten, kann das bei gleich elf im Landesgebiet aktiven Eisenbahnverkehrsunternehmen tun. Bezahlt werden die Umschulungen wahlweise von den Unternehmen selbst oder über Bildungsgutscheine vom Jobcenter.


Auch für technische Jobs, Berufe im gastronomischen Bereich oder in der Baustellensicherung sucht die Branche explizit nach Quereinsteiger:innen, die eine Umschulung machen wollen. Viele dieser Angebote richten sich an explizit an Menschen ohne akademische Bildung.


Akademische Weiterbildungen und Studiengänge

Studiengänge mit Mobilitätsschwerpunkt gibt es in Deutschland mittlerweile jede Menge – auch jenseits von Ingenieursstudiengängen mit dem Schwerpunkt Automobil.

Auch nach dem Erststudium können sich Menschen akademisch in Sachen Mobilität weiterbilden. So gibt es beispielsweise den berufsbegleitenden Masterstudiengang ÖPNV und Mobilität der Universität Kassel, der von der Stiftung Führungsnachwuchs im VDV unterstützt wird.

Er richtet sich an Fach- und (angehende) Führungskräfte mit erstem akademischem Abschluss und behandelt die Themen Verkehrsplanung, Mobilität, Verkehrstechnik, ÖPNV-Finanzierung, Recht und Human Resources.


Ein weiterer, berufsbegleitender Studiengang ist der Lehrgang CAS SMART MOBILITY MANAGEMENT am Institut für Mobilität der Universität St. Gallen, der am 20. März 2023 in die nächste Runde geht. „Die Vielfalt innerhalb des Studienganges finde ich sehr ansprechend, weil im Curriculum nicht ausschließlich auf Smart Mobility geschaut wird, sondern auch auf Leadership oder auf Unternehmertum. In der Branche sind ja sehr viele Startups aktiv“, sagt Sylvia Lier, Geschäftsleitung bei TAF mobile, Mitglied des Bundesvorstandes beim VCD und Dozentin innerhalb des Lehrgangs.

Sylvia ist außerdem für die Kooperation zwischen der Uni St. Gallen und dem Netzwerk Women in Mobility verantwortlich, über die Mitglieder von WiM vergünstigt am Lehrgang teilnehmen können.


Die Dozentinnen und Dozenten sind sowohl Professor:innen und Lehrbeauftragte von der Uni St. Gallen als auch Fachleute und Manager:innen aus der Praxis wie Sylvia. Andere ihrer Kolleg:innen kommen aus Unternehmen wie der SBB CFF FFS, Audi, Uber Deutschland, PwC Deutschland, dem Frauenhofer BlockchainLab, Wunder Mobility, Volkswagen, Mercedes-Benz, MOIA oder Facebook. „Da berichtet dann eine Kerstin Wagner, Leiterin Personalgewinnung bei der Deutschen Bahn, über Recruitingprozesse und Personalstrategie“, sagt Sylvia.


Ich konnte den Dozent:innen in St. Gallen vier Stunden lang zuhören und wollte danach immer noch mehr wissen. Die waren alle außergewöhnlich gut. Zusätzlich haben sie Leute aus der Praxis wie Sylvia Lier, die noch einmal einen ganz anderen Blickwinkel beitragen können. Bei einem Event saß ich neben Jürgen Stackmann, dem ehemaligen Vertriebsvorstand von VW und hab ihn ausgefragt, wie das mit der Diesel-Affäre war.

Lena Rickenberg, Projektleiterin Emmett und Move Mobility beim Think Tank iRights.Lab


Lena Rickenberg hat ursprünglich Politikmanagement studiert. Sie arbeitete in einem Startup, bevor sie zum Think Tank iRights.Lab gekommen ist, wo sie die Projektleitung von der Begleitforschung „Move Mobility“ übernommen hat. Eines von über 400 mFUND-Projekten, bei dem es um Daten in der Mobilität und datengetriebene Mobilität geht. „Teamleitung konnte ich schon, aber bei Mobilität fehlte mir der Background, weshalb ich mich hier tiefer eingraben wollte“, erzählt sie. Lena ist Alumni des Lehrgangs und nun zertifizierte Smart Mobility Expertin. „Was für mich mit am besten war, waren die Gespräche mit anderen Teilnehmern. Ich selbst komme aus dem Bereich Forschung, Mobilitätsdaten, Software und Künstliche Intelligenz. Ich arbeite in Berlin, wo es viel um Popup-Radwege und solche Themen geht. In meinem Jahrgang kamen aber 70 Prozent von Automobilherstellern und Zulieferern, was komplett außerhalb meiner Bubble ist. Mit denen über Smart Mobility zu diskutieren, war für mich total spannend“, sagt sie.


Teilnehmende zeichnen sich durch ihre Haltung zu Mobilität aus. Das sind Leute, die Mobilität wirklich smart gestalten wollen. Und smart ist eben nicht, 40 Stunden im Stau zu stehen oder 1500 Fußballfelder an Flächen für Siedlungen und Verkehr zu versiegeln.

Sylvia Lier, Geschäftsleitung bei TAF mobile


Die Teilnehmenden am Lehrgang kommen aus bis zu 13 verschiedene Branchen, die jüngsten sind Ende 20, die ältesten über 60 Jahre alt. In diesem Jahr werden dank der Kooperation erneut mehrere Women in Mobility am Lehrgang teilnehmen. Darunter unter anderem Mady Christ, Projektleitung und Koordinatorin für Europäische Angelegenheiten beim ADAC sowie im WiM Hub München aktiv. Die studierte Wirtschaftsgeografin ist seit mehr als zehn Jahren im Verbraucherschutz im Bereich Mobilität und Infrastruktur tätig. Der Austausch mit den vielfältigen Teilnehmenden sei für sie ein wichtiger Aspekt. „Ich freue mich unfassbar auf den Austausch, weil ich glaube, dass sich da Menschen mit einem ganz spannenden Mindset treffen“, sagt sie und ergänzt: „Ich möchte einen ganzheitlichen Blick auf das Thema Mobilität haben. Im Programm sind so viele unterschiedliche Branchen und Themen vertreten, das gibt mir die Möglichkeit, in sehr kurzer Zeit diesen 360 Grad-Blick zu bekommen“, sagt sie.


Ich gucke mir beruflich Mobilität immer aus Sicht der Nutzenden an. Und die wollen von A nach B, haben ihre präferierte Wegekette und erwarten, dass diese funktioniert. Nimm als Beispiel Mobilitäts-Apps, bei denen man alles aus einer Hand bekommen soll. Die Schwierigkeiten, die hinter der Entwicklung so einer App bzw. Plattform liegen, rechtliche Hürden etc., die kenne ich (noch) zu wenig. Hier erhoffe ich mir neue Impulse.

Mady Christ, Projektleitung und Koordinatorin für Europäische Angelegenheiten beim ADAC


Claudia Falkinger, Co-Founder & CSO der Wissens- und Datenplattform Punkt vor Strich sowie Mitgründerin von WiM Österreich wolle ihr Wissen vertiefen, netzwerken und Schwung für ihre Arbeit bekommen, wie sie sagt. „Ein Startup-Gründer aus Österreich, der bereits teilgenommen hat, hat sehr davon geschwärmt, was meine Motivation noch gestärkt hat“, sagt sie.




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