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Sicherheit darf kein Privileg sein

Am 25. November ist der internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Ein Thema, das auf den ersten Blick nicht nach Mobilität und Verkehr klingt – auf den zweiten Blick aber eng mit unserer Arbeit und unserem Netzwerk verflochten ist.

 

Grafik in kräftigem Orange und Schwarz. Links eine große orangefarbene Handabdruck-Silhouette, rechts daneben in weißen und orangefarbenen Großbuchstaben der Schriftzug: ‚Stopp Gewalt gegen Frauen‘.


Am 25. November startet weltweit die UN-Kampagne „Orange the World“. Sie macht seit 1991 auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam und geht vom Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte. Seit 2008 ist sie Teil der „UNiTE to End Violence against Women“ Kampagne des UN-Generalsekretärs.

In allen gesellschaftlichen Gruppen und in allen Bereichen des täglichen Lebens erleben Frauen Gewalt. Mehrheitlich durch Männer. In Deutschland erlebt mehr als jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens physische oder sexualisierte Gewalt. Das hat tiefgreifende Folgen für das Leben dieser Frauen.


Der gefährlichste Ort für Frauen ist noch immer ihr eigenes Zuhause, denn Partnerschaftsgewalt macht den größten Teil der angezeigten Gewalttaten aus.

2025 stellt UN Women Deutschland allerdings jene Gewalt in den Fokus der Kampagne, die Frauen und Mädchen täglich in der Öffentlichkeit erleben: am Arbeitsplatz, digital oder auf der Straße. Denn Gewalt prägt, ob Frauen sich digital äußern, sie beeinflusst ihre Teilhabe am Arbeitsmarkt und wie Frauen sich in ihrer Umgebung bewegen.


Weltweit verbringen Frauen bis zu viermal mehr Zeit im Verkehr als Männer – obwohl sie auf deutlich kürzeren Strecken unterwegs sind. Sicherheitsbedenken, fehlende Infrastruktur und komplexere Wegeketten mit Zwischenstopps prägen ihre Mobilitätsmuster. Sie wählen ihre Routen basierend auf der Sicherheit, Beleuchtung und der Qualität der Straßen und Radwege, nicht danach, wie sie am schnellsten von A nach B kommen.

Statt 500 Meter durch den dunklen Park wählt sie den Umweg entlang der beleuchteten Hauptstraße, statt mit der U-Bahn oder dem Fahrrad fährt sie Auto – obwohl ihr nachhaltige Mobilität wichtig ist. Sie vermeiden es, nachts allein unterwegs zu sein. Das sind reale Entscheidungen, die Frauen täglich treffen. Entscheidungen, die Zeit, Geld und Freiheit kosten.


Ein persönliches Erlebnis von Aylin Shakibi aus der WiM-Community zeigt, wie tief Gewalt und Angst im Alltag verankert sind und welche Auswirkungen sie haben: Die Gründerin von Join The Flock wurde mitten am Tag in Berlin an einer Tramstation belästigt und bis in die Bahn verfolgt.

„Ich war wie eingefroren, ich konnte nicht mal zurückschreien. Das Schlimmste war, dass niemand eingriff", erzählt sie. Erst als sie sich einer Gruppe Frauen anschloss, hörte die Belästigung auf. Seitdem fährt Aylin Auto. In der Großstadt. Auch tagsüber.


Screenshot des Artikels über Gründerin Aylin und ihre City-Flock-App, der links ein Foto von Aylin zeigt und rechts Überschrift und Teaser des Artikels.
Hier geht es zum Artikel über Aylin und ihre City-Flock-App, die es Menschen ermöglicht, sichere und unsichere Orte zu markieren und sich für gemeinsame Wege zu verabreden – etwa für den Heimweg am Abend. Das Prinzip: Menschen vernetzen sich, um gemeinsam sicherer unterwegs zu sein.

Doch was ist mit den Personen, die sich kein Auto leisten können? Die kein Geld für ein Taxi haben? Können diese Menschen nicht mehr mobil sein, weil sie Gewalt im öffentlichen Raum befürchten müssen?

Sichere Mobilität ist Voraussetzung für echte Gerechtigkeit. Für Teilhabe. Für Schulbildung und einen Arbeitsplatz. Es kann nicht sein, dass nur diejenigen sicher zu Schule, zur ausbildung, zur Uni, zur Arbeit, zum Sport, dem Nachhilfeunterricht oder ins Kino kommen, die Auto fahren können beziehungsweise in deren Haushalt es einen Pkw oder ausreichend finanzielle Mittel für Taxifahrten & Co. gibt.


Wenn Mobilität für alle funktionieren soll, müssen wir anfangen, Sicherheit als Grundlage mitzudenken – nicht als Zusatz. Das beginnt bei guter Planung von Straßen, Haltestellen, Taktungen und geht mit ausreichender Beleuchtung, sicheren Warteräumen, Personalpräsenz in öffentlichen Verkehrsmitteln und schneller Hilfe bei Übergriffen weiter. Die muTiger-Stiftung zeigt, dass auch Trainings für Zivilcourage wirken.


Screenshot des Artikels über die Arbeit der muTiger-Stiftung für mehr Zivielcourage im ÖPNV
Hier geht es zum Artikel über die Arbeit der muTiger-Stiftung für mehr Zivielcourage im ÖPNV

Wichtig ist, dass es an den Tischen, an denen Entscheidungen getroffen werden, ein Bewusstsein dafür gibt, dass nicht nur unterschiedliche Lebensrealitäten existieren, sondern auch unterschiedliche Sicherheitsbedürfnisse. Dass es Frauen, Mitglieder der LGBTIQA+-Community und andere marginalisierte Gruppen Mut kostet, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen. Und häufig leider auch ihre Unversehrtheit.

Am 25. November machen wir darauf aufmerksam. Und an allen anderen Tagen auch.

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