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Einfach mal das Auto stehen lassen? Ja klar!

Es gibt Strecken, die wie gemacht sind für den ÖPNV, das Fahrrad oder einen kleinen Spaziergang. Trotzdem nehmen viele - selbst in der Stadt - lieber das Auto. Beim #TTNRWXChance Barcamp haben wir Ideen gesammelt, wie sich die Alltagsmobilität nachhaltiger gestalten lässt - und wer dafür aktiv werden muss.



Vor einem Monat fand das #TTNRWXChance Barcamp zum Thema Nachhaltigkeit statt. In verschiedenen Sessions beschäftigten sich die Teilnehmer*innen mit der Frage, wie sich unser Alltag nachhaltiger gestalten lässt: von der App für mehr CO2-Bewusstsein, über nachhaltige Geldanlage, nachhaltige Apps bis hin zu nachhaltiger Alltagsmobilität.


Gerade bei der Mobilität ist zwar (fast) allen bewusst, dass es für die Umwelt und das Klima besser wäre, das Auto stehen zu lassen. Wenn es aber darum geht, die Einkäufe nach Hause, die Kinder zur Kita oder vor der Arbeit nochmal eben schnell etwas zur Reinigung zu bringen, steigen doch alle wieder ins Auto. Aus den wohlbekannten Gründen:


... ich muss schnell, pünktlich, trocken und sauber am Ziel ankommen

... ich bin mit Laptop, Gepäck und Einkäufen unterwegs

... ich bin mit Kindern, Kinderwagen, Rollator, Rollstuhl oder auf Krücken unterwegs

... das Auto steht vor der Tür, fährt wann ich will und ist schneller und bequemer

... Straßen sind da, Radwege, Bushaltestellen, Carsharing fehlen oft



Klar: Wenn die Bahn wegen einer Baustelle ausfällt, der Ersatzbus erst in einer Stunde abfährt, es in Strömen regnet und die schwere Papiertüte mit den Einkäufen in der linken Hand aufweicht, während das Kind an der rechten Hand anfängt zu toben - dann steigt jede*r ins (Leih-)Auto oder Taxi. Aber in vielen Fällen gibt es gute Alternativen zum PKW. Von denen wir mehr benötigen - auch außerhalb der Metropolen.


Dafür muss zuerst die Politik die Rahmenbedingungen schaffen. Im zweiten Schritt braucht es mehr kreative Angebote von Unternehmen.

Drittens müssen mehr Menschen nachhaltige Mobilitätsangebote nutzen (wollen).



Lösungsvorschläge aus dem #TTNRWXChance-Barcamp: 1. Forderungen an die Politik

Wie politische Rahmenbedingungen für nachhaltige Mobilität aussehen sollen, haben bereits Agora Verkehrswende, der DGB oder VDV formuliert. Die Forderungen der Barcamp-Teilnehmer*innen sind deckungsgleich:

  • Ausbau des Schienenverkehrs

  • Ausbau des ÖPNV

  • Ausbau von eigenen Busspuren

  • Ausbau der Rad- und Fußwege


Die Einrichtung neuer Busspuren, mehr Busse, mehr Bahnen, mehr Radwege: all das kostet Geld. Deshalb muss eine langfristige Finanzierung sichergestellt sein.




2. Forderungen an die Unternehmen

Unternehmen haben in Sachen Mobilität einen großen Einfluss. Sie sollten sowohl die Mobilitätsangebote für Mitarbeitende, als auch für Kund*innen beeinflussen, in dem sie:

  • Idee: Jobtickets, Jobräder oder ein Mobilitätsbudget für Angestellte anbieten

  • Idee: Duschen/Umkleiden im Gebäude anbieten

  • Idee: mehr mobiles Arbeiten ermöglichen

  • Idee: Coworking-Standorte an Bahnhöfen mieten

  • Idee: Sharing-Angebote statt eigener Fahrzeug-Flotte bereit stellen

  • Idee: Angebote wie den Schweizer Postbus in ländlichen Regionen etablieren und mit anderen Dienstleistungen verbinden

  • Idee: Lastenräder für Kund*innen zur Verfügung stellen

  • Idee: Abschließbare, mietbare Fahrradboxen mit der eigenen Werbung an Bahnhöfen und Bushaltestellen aufstellen (Förderungen nutzen!)

  • Idee: Lieferangebote schaffen

Gerade was die Lastenräder angeht, gibt es bereits viele positive Beispiele - zum Beispiel aus Dortmund oder Frankfurt - wo Unternehmen ihren Angestellten, aber auch Kund*innen kostenlos Räder zur Verfügung stellen.




3. Ideen für jede*n von uns

Das beste Mobilitätstangebot hilft nichts, wenn wir es nicht nutzen. Deshalb gilt es, den eigenen Schweinehund zu überwinden, selbst nach Lösungen zu suchen, umzudenken - und die eigenen Erfahrungen zu teilen.


Idee: Einfach mal nachrechnen! Ja, der ÖPNV ist nicht kostenlos und auch das Fahrrad oder der eScooter kosten Geld. Der Sharing-Anbieter Drive Now hat die Kosten eines privat genutzten PKW einer alleinstehenden Hamburgerin, einer vierköpfigen Familie aus Berlin und eines Münchners, der geschäftlich viel unterwegs ist, berechnet. Und mit den Kosten für einen Mobilitätsmix aus ÖPNV, Taxi und Leihfahrzeug verglichen. Auch WiM Rhein-Ruhr-CoFounderin Mareike Lüken hat nachgerechnet, wofür sie monatlich wie viel Geld ausgibt.


Idee: Auswählen! Wer situativ ein Auto braucht und sich dafür ein Leihfahrzeug nimmt, hat jedes Mal aufs Neue die Auswahl und kann ganz neue Modelle ausprobieren: vom Fiat 500e bis zum Tesla oder dem Bulli ist (fast) alles möglich.

Idee: Vergleichen! Busse und Bahnen kommen manchmal zu spät. Oder fallen aus. Aber ganz ehrlich: wie oft stehen wir mit unserem eigenen Auto im Stau? Und das obwohl selbst in der Rushhour nie mehr als zehn Prozent aller Fahrzeuge in Deutschland gleichzeitig unterwegs sind? Und wie lange suchen wir nach Parkplätzen, auf denen die Autos dann 23 Stunden am Tag stehen?


Umparken im Kopf - auch ohne eigenen Opel


umdenken: Idee: Während einer Autofahrt kann man nicht aus dem Fenster gucken, mit den Kindern ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst-spielen, im Internet surfen, einen Film gucken, Candycrush spielen, vor sich hin träumen, ein Buch lesen, die Hausaufgaben abschreiben, schlafen oder die Präsentation für den Chef fertig machen. Im Zug oder Bus schon.

Idee: Klar können Eltern ihre Kinder bis zum Schultor bringen. Das geht auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad.

Idee: Wartezeiten lassen sich bewusst kombinieren: Der nächste Bus kommt erst in endlosen 15 Minuten? Das reicht, um zum Bäcker zu gehen.

Idee: Gerade kurze Strecken sind mit dem Fahrrad oder zu Fuß effizienter, weil man so wirklich direkt vor der Tür parkt. Idee: Muss ich denn wirklich vor der Arbeit 5 Besorgungen machen? Kann jemand anders etwas übernehmen? Kann ich etwas liefern/mitbringen lassen? Idee: Grade im ländlichen Raum werden häufig sehr viele kurze Wege aus Gewohnheit mit dem Auto zurückgelegt. Auch weil Parkplätze häufig kein Problem sind. Muss das wirklich immer sein?

Idee: Jetzt schnell noch mit dem Auto ins Fitness-Studio zum Spinning-Kurs? Warum nicht mit dem Rad zur Arbeit und zurück fahren?

Idee: Auch positive Erlebnisse teilen, nicht immer nur über verspätete Züge meckern.


ausprobieren:

Idee: Fahrrad fahren ist zu anstrengend, die Distanz zu groß? Schon mal ein eBike ausprobiert? Gibt's auch zum Leihen.

Idee: Bei längeren Strecken, z. B. in die Stadt, das Auto nur für bestimmte Abschnitte nutzen, z. B. bis zum Park & Ride Parkplatz.

Idee: verschiedene Sharing-Angebote ausprobieren: Kein eigenes Fahrrad vorhaben? In vielen Städten gibt es Leihfahrräder von den örtlichen Verkehrsbetrieben - zum Beispiel an Bahnstationen und Bushaltestellen. Lastenräder, eScooter und Mopeds gibt es ebenfalls zum Ausleihen per App.


kreativ werden: Idee: Vor Ort gibt es kein Carsharing, die Nachbarn/Freunde/Verwandte haben aber zwei oder sogar mehr Autos? Warum dann nicht die gemeinsam nutzen?

Idee: Fahrgemeinschaften zur Arbeit oder zum Wocheneinkauf bilden.


sich politisch engagieren:

Idee: herausfinden, ob und welche Bürgerinitiativen es vor Ort gibt, sich anschließen, oder selbst Verkehrsinitiativen gründen

Idee: auf die/den Mobilitätsbeauftragte*n und die lokale Politik zugehen

Idee: Verbände wie den VCD unterstützen und Mitglied werden

Idee: Lokalpolitik auf Mobilitäts-Aktionen wie die Europäische Mobilitätswoche, den Fahrradklima-Test des ADFC, den Deutschen Fahrradpreis des AGFS oder den Fußverkehr-Check des Zukunftsnetz Mobilität aufmerksam machen


Das Fazit nach dem Barcamp: Jede Idee, die auch wirklich umgesetzt wird, ist eine gute Idee. Also los!


MOBILITY NEWS

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