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Können Hackathons kreative Mobilitätslösungen schaffen?

Mitte November beginnt in Iserlohn und Menden der dritte Südwestfalen-Hackathon. Ins Leben gerufen wurde der weltweit stattfindende Hackathon von der „Youth for Public Transport“. Das Ziel: Junge kreative Menschen sollen Lösungen für Mobilität und Logistik im ländlichen Raum entwickeln.


Hackathons sind ein beliebtes Tool zur kreativen Zusammenarbeit geworden. Selbst die Bundesregierung hat zu Beginn der Corona-Krise zum Hackathon geladen. An #WirVersusVirus beteiligten sich mehr als 23.000 Menschen, die Prototypen für Apps, Tools und Plattformen erdachten und entwickelten - von der Verbesserung des Ressourcen-Managements bis zur digitalen Erfassung und Übermittlung von Neuinfektionen (dem Vorreiter der Corona-Warnapp) oder Projekte zur "Psychischen Gesundheit in Zeiten von Isolation".


Unternehmen nutzen das Instrument teilweise auch zur Rekrutierung neuer Mitarbeitenden. Hauptzielgruppe der Hackathons sind die begehrten Developer:innen, UX-Designer:innen, Data Analyst:innen und App-Entwickler:innen.

 

Der Begriff Hackathon - eine Kombination der Worte Hack und Marathon - wurde erstmals 1999 verwendet. Damals trafen sich zehn Open BSD-Entwickler im kanadischen Calgary, um ein Wochenende lang Bugs im Betriebssystem aufzuspüren, zu eliminieren und neue Netzwerkprotokolle einzufügen. Im selben Jahr lud auch die Firma Microsystems zu einem mehrtägigen Entwicklertreffen. Auch hier lautete der Name der Veranstaltung: Hackathon.

 

Mittlerweile finden Hackathons auch Einzug in die Mobilitätsbranche. In der Vergangenheit hat zum Beispiel Audi einen Hackathon rund um nachhaltige Mobilität in Städten veranstaltet. Die VDI Young Engineers luden 40 Nachwuchsingenieure und -ingenieurinnen zum Hackathon für neue Mobilität. Auch die Automobilmesse IAA veranstaltete 2021 einen Hackathon, genauso wie die Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen (HWG LU).


Neben regionalen gibt es auch viele weltweit parallel stattfindende Hackathons. So wie die globalen CycleHacks, bei denen sich Designer:innen, Fahrradmechaniker:innen und Hardwareentwickler:innen treffen, um gemeinsam Lösungen für einen besseren Fahrradverkehr zu erarbeiten.




Auch der Transport Hackathon des internationalen Verbandes für öffentliches Verkehrswesen (UITP) will weltweit kreative und engagierte Menschen zusammenbringen, damit sie gemeinsam Antworten auf die Herausforderungen für Mobilität und Logistik im ländlichen Raum finden. Die Teilnehmenden erarbeiten Visionen und Konzepte für den öffentlichen Personennahverkehr auf der ganzen Welt.



Die Veranstaltung findet parallel in zig Metropolen und Regionen statt: von Deutschland bis Peru, von Kolumbien bis Russland. In Deutschland richtet die ProReSus GmbH den Hackathon nun zum dritten Mal aus: im nordrhein-westfälischen Iserlohn.

 

Der Y4PTHackathon der „Youth for Public Transport“ fokussiert sich auf Mobilitätslösungen im ländlichen Raum. Veranstalter*innen, Partner*innen und Sponsor*innen in Deutschland sind unter anderem ProReSus, die StDie Veranstaltung findet parallel auf der gesamten Welt statt: von Deutschland bis Peru, von Kolumbien bis Russland. adtwerke Menden und die MVG. Der Hackathon findet vom 13. bis zum 17. November statt. Bewerben können sich StudentInnen, OberstufenschülerInnen, Auszubildende, Interessierte und Versierte sowie innovative MitarbeiterInnen lokaler Unternehmen. Dabei sollen die TeilnehmerInnen aus möglichst vielen unterschiedlichen Disziplinen und Fachrichtungen kommen. Die regionalen Siegerteams fliegen im Jahr 2022 zum Global Transport Hackathon nach Dubai. Mehr Infos gibt's hier.

 

Hackathons lohnen sich für die Veranstalter:innen - seien es nun Unternehmen, Hochschulen oder Kommunen. Kreative, engagierte junge Menschen entwickeln in kürzester Zeit kollaborativ Lösungen für von den Veranstalter:innen vorgegebene Probleme.

Die Teilnehmenden lockt meistens das Networking, das gemeinsame Tüfteln an Lösungen mit Expert:innen unterschiedlichster Fachrichtungen und der Wissensaustausch mit einer gleichgesinnten Community.

Zudem sind viele Hackathons - wie auch der Transport Hackathon - als Wettbewerb konzipiert, bei dem Preisgelder oder andere Belohnungen für die Siegerteams bereitstehen. Außerdem können Projekte, die bei einem Hackathon entstanden sind, der Beginn einer Zusammenarbeit mit dem Wunschunternehmen sein. Gerade für Berufseinsteiger:innen oder Freelancer:innen ein gutes Argument.


Hackathons bringen nicht zwingend nachhaltige Lösungen

Vom Spaßfaktor für die Teilnehmenden und dem Image- sowie Ideengewinn für die Veranstalter:innen einmal abgesehen, sind Hackathons aber nicht zwingend nachhaltig.

In der kurzen Zeit können unternehmens- oder auch branchenfremde Menschen in der Regel kein seit Jahren bestehendes Problem lösen.

Auch entsteht dort in der Regel kein skalierbares Produkt oder die neue App, sondern lediglich eine gute Idee, ein Prototyp, der im geschützten Rahmen funktioniert, im besten Fall eine Beta-Version.

Das liegt schon darin begründet, dass die Teilnehmer:innen - gerade im Mobilitätskontext - gar nicht über das notwendige Kontextwissen - wer hat die Hoheit über Tarifdaten? - und das technische Know-How verfügen können.

Binnen weniger Tage lässt sich das notwendige Wissen nicht ergoogeln, seriöse Marktforschung zu betreiben und Finanzmodelle zu berechnen, ist ebenfalls utopisch. So kommt es, dass viele gute Ideen, die bei einem Hackathon entstehen, das Event nicht überdauern. Weil es datenschutzrechtlich nicht umsetzbar ist, zu teuer, technisch nicht möglich, weil Andere bereits etwas Ähnliches und und und...


Es gibt jedoch auch Hackathons, die die Projekte der Teams über das eigentliche Event hinaus begleiten. So wie der MobiData BW Hackathon des baden-württembergischen Verkehrsministeriums.


Zunächst wurden den Teilnehmenden sämtliche Daten der Plattform für offene Mobilitätsdaten, MobiData BW, zur Verfügung gestellt. Außerdem folgte auf den eigentlichen Hackathon eine sogenannte Innovationsphase. Hier konnten sieben ausgewählte Teams zusammen mit Anwendern aus der Praxis die erarbeiteten Ergebnisse weiterverfolgen. Das Ministerium förderte diese Umsetzungsphase mit bis zu 25.000 Euro je Team für eine Dauer von vier Monaten. Dabei entstanden Prototypen, Datensätze und Geschäftsmodelle.

  1. das Projekt WALKIE für mehr Wegequalität im Fußverkehr

  2. das Projekt EFA Analytics für eine einfachere Prognose der Auslastung im ÖPNV

  3. das Projekt RadNETZ – Safety Check für bessere Radwegeplanung

  4. das Projekt CargoRocket - Navigation und Routenplanung für Lastenräder

  5. das Projekt BusterS für mehr Sicherheit auf Routen für RadfahrerInnen.

  6. das Projekt Carpool Analytics, um die Auslastung von PKWs zu messen

  7. das Projekt route:able für mehr Barrierefreiheit


Wenn ein Hackathon also mehr bringen soll als Spaß und Inspiration, müssen Veranstalter:innen einen langen Atem haben, notwendiges Wissen, beziehungsweise Daten und Schnittstellen zur bereitstellen - und ein Budget zur Verfügung, um die Umsetzung zu gewährleisten.












MOBILITY NEWS

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