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Wie geht es dem ÖPNV an Rhein und Ruhr?

Corona hat deutschlandweit die Menschen aus Bussen und Bahnen vertrieben. Zahlreichen Studien zum geringen Ansteckungsrisiko in “den Öffis” zum Trotz. Wir wollten wissen, wie es den Verkehrsunternehmen an Rhein und Ruhr geht.


Fotos: VRR I Rheinbahn


Der allererste #MobilityMonday am 4. Januar 2021 stellte die Frage, wie Corona die Mobilität an Rhein und Ruhr beeinflusst hat. Jetzt, sieben Monate später, haben die Verkehrsunternehmen nach und nach ihre Jahresberichte des Geschäftsjahres 2020/2021 vorgelegt. Deutschlandweit sind die Fahrgastzahlen - und die Umsätze - teils dramatisch eingebrochen.


Noch im Jahr 2019 nutzten rund 10,4 Milliarden Fahrgäste den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Deutschland. Busse und Bahnen ersetzen damit jeden Tag rund 20 Millionen Autofahrten auf deutschen Straßen. Seit 2020 sind die Fahrgastzahlen teilweise um mehr als 80 Prozent eingebrochen. Selbst bei Zeitkarten und Abos sind die Kundenzahlen rückläufig, wenn der Rückgang auch nicht so stark gewesen ist wie bei den Einzelfahrscheinen.






Entwicklung der Fahrgastzahlen an Rhein und Ruhr

An Rhein und Ruhr liege die Auslastung im ÖPNV derzeit bei 60 bis 65 Prozent des Vorkrisenniveaus, so Frederik Ley, Vorsitzender der Regionalleitung von DB Regio NRW.


  • Der Aachener Verkehrsverbund (AW) mit seinen zehn regionalen Verkehrsunternehmen hat 2020 mehr als einem Drittel der Fahrgäste eingebüßt. Die Einnahmen sanken im selben Zeitraum um zwölf Prozent.

  • Bei der Bochum Gelsenkirchener Straßenbahn (BOGESTRA) kam es zu einem Rückgang bei den Fahrgastzahlen von 31,6 Millionen (28.3 Prozent) auf 111,7 Millionen. Die Umsätze gingen entsprechend um 17,1 Prozent zurück.

  • Bei den Dortmunder Stadtwerken (DSW21) ging die Zahl der Abokund*innen von 94.331 auf 86.109 zurück. Allgemein sei die Fahrgastzahl 2020 um 20,1 Prozent gesunken.

  • Bei den Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) reduzierte sich die Zahl der Fahrgäste im Pandemie-Jahr um 40 Prozent von 286 Millionen auf 167,7 Millionen. Der Umsatz sank von 299 Millionen auf 251 Millionen Euro.

  • Bei der Rheinbahn fuhren 2019 noch 204,8 Millionen Menschen mit. Im Jahr 2020 waren es nur noch 188,3 Millionen Fahrgäste.

  • Beim Regionalverkehr RuhrLippe GmbH (RLG) nahm die Zahl der Gelegenheitskunden um 37 Prozent ab, die der Abos um zehn Prozent. Die Erträge aus Ticketverkäufen gingen um 10,4 Prozent zurück.

  • Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) sanken die Ticketeinnahmen um 17,5 Prozent auf 1,1, Milliarden Euro. Der VRR rechnet damit, dass die Einnahmen in den Jahren 2020 bis 2024 um 700 Millionen bis 1,1 Milliarden Euro geringer ausfallen werden als prognostiziert.

  • Im Kreis Unna berichtet die Verkehrsgesellschaft VKU von einem Rückgang der Fahrgäste von rund elf Prozent. Die Erträge aus Ticketverkäufen sind um 14,8 Prozent zurückgegangen.


Geholfen hat dem ÖPNV bislang der Rettungsschirm von Bund und Land. Jeweils 477 Millionen Euro flossen von beiden Seiten an die Verkehrsunternehmen an Rhein und Ruhr. Für NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) ist das sinnvoll investiertes Geld: „Ein moderner ÖPNV ist der beste Klimaschutz“, so Wüst.

Ob noch einmal Geld nachgeschossen werden muss, soll sich im vierten Quartal entscheiden.


So wollen die Verkehrsunternehmen Kund*innen zurückgewinnen

Dass die Ansteckungsgefahr im ÖPNV nicht höher ist als anderswo, hat jüngst eine Studie der Berliner Charitè bestätigt.

Die Verkehrsunternehmen setzen entsprechend auf Kommunikation - zum Beispiel mit der Kampagne #besserweiter - und auf Treue-Aktionen für Abo-Kund*innen.



Schon in den Sommerferien konnten Besitzer*innen von Zeitkarten und Jobtickets kostenlos durch ganz NRW fahren. Nach den Sommerferien können zum Beispiel in der Zeit vom 13. bis 26. September alle Abokund*innen mit ihrem Job- oder Monatsticket auch in anderen Verbünden fahren. Zusätzlich erhalten Abokund*innen die Bahncard 25 zu einem vergünstigten Preis.


Auch flexiblere Tarifen, günstigeren Tickets und Apps sollen Pendler*innen zurückholen. So plant beispielsweise der VRR ein Flexticket, das die Lücke zwischen Einzelfahrt und Monatsabo füllen soll. Die KVB verdoppelt das Leihrad-Angebot von 1500 auf 3000 Räder.

Der RLG setzt auf „interessante Tickets, innovative Projekte, verbesserte Digitalisierung und eine Vernetzung mit allen umweltfreundlichen Verkehrsmitteln“ und mehr Buslinien nach 20 Uhr.

Außerdem soll in Nordrhein-Westfalen noch in diesem Jahr, spätestens aber im Januar, das E-Ticket NRW an den Start gehen: Das E-Ticket NRW berechnet via Check in/Be out die Entfernung zwischen Start und Ziel.



Pro Fahrt wird ein Grundpreis von 1,60 bis 1,80 Euro fällig, plus einem Kilometerpreis. Maximal werden binnen 24 Stunden 30 Euro fällig, für Fahrgäste der ersten Klasse 45 Euro.



Was sich die Fahrgäste vom ÖPNV wünschen

Den Fahrgästen dagegen ist die Art des Ticketings gar nicht so wichtig, wie eine Umfrage der Westdeutsche Allgemeine (WAZ) von Anfang Juli zeigt.

Die Mehrheit der Befragten wünscht sich häufigere Taktungen, bessere Anschlüsse und mehr Züge und Busverbindungen auch in den Randgebieten, über Stadtgrenzen hinaus und am Wochenende sowie in den Ferien.


Es werden nicht mehr Menschen Bus und Bahn fahren, solange das Angebot so schlecht ist: zum Beispiel Hagen-Essen im 30 oder 60 Minuten Takt, Recklinghausen-Bochum-Hagen: gar keine Verbindung! In den vielen Randbezirken der Städte gibt es nur Stundentakte mit dem Bus oder gar keine Verbindung. Weiterhin werden Autobahnen gebaut, überall ist das Parken auf Gehwegen erlaubt oder geduldet. Da fährt doch kein Mensch, der es nicht muss, mit dem Bus oder Zug. Es ist mit dem Auto fast immer schneller und bequemer. Zudem wird der Kauf von E-Autos noch staatlich unterstützt. Da nützt das beste E-Ticket nichts.

Umfrageteilnehmer aus Witten




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