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Eine digitale Weltkarte gegen böse Überraschungen

Fast 6,5 Millionen Menschen in Deutschland brauchen einen Rollstuhl oder einen Rollator, um sich selbstständig fortbewegen zu können. Aber nur gut ein Drittel der Gebäude in Deutschland sind barrierefrei. Die Wheelmap zeigt, welche es sind.

Bilder: Wheelmap.org


Im Jahr 2019 waren in Deutschland rund 1,4 Millionen Menschen auf einen Rollstuhl angewiesen. Mittlerweile sind es 1,6 Millionen. Hinzu kommen 4,8 Millionen Menschen, die einen Rollator benutzen, um weiterhin mobil sein zu können.

Doch diese Hilfsmittel helfen Gehbehinderten oft nicht weiter. Dann nämlich, wenn vor dem Rathaus eine Stufe ist, der Aufzug an der S-Bahn-Station seit Wochen kaputt ist oder die Toilette des ansonsten barrierefreien Restaurants nur über eine Wendeltreppe zu erreichen ist.

Während solche Gegebenheiten schon für Menschen mit schweren Koffern, Krücken oder einem Kinderwagen kniffelig sind, sind sie für Rollstuhlfahrer*innen und stark Gehbehinderte unüberwindbar. Damit Menschen gar nicht erst in die Notlage kommen, rat- und hilflos vor der Treppe zur Toilette zu stehen, hat der Sozialhelden e.V. im Jahr 2010 die Wheelmap ins Leben gerufen.

 

Die Wheelmap ist eine Karte, die Menschen mit Behinderungen auf der ganzen Welt - mittels Geodaten und Informationen von Nutzer*innen wie auch von Betreiber*innen von Cafés & Co. - über rollstuhlgerechte Orte informiert. Unter www.wheelmap.org kann jede*r Orte finden, eintragen und über ein Ampelsystem bewerten.

Die Wheelmap ist in 33 Sprachen verfügbar und als kostenlose App fürs iPhone und fürs Android-Phone erhältlich. Die Wheelmap wurde 2011 als „Ausgewählter Ort im Land der Ideen“ und 2013 mit dem „World Summit Award Mobile“ in der Kategorie Inclusion & Empowerment ausgezeichnet.

 

Aktuell sind dort mehr als eine Million Cafés, Bibliotheken, Schwimmbäder und viele weitere öffentlich zugängliche Orte erfasst, die von Menschen mit Rollator oder Rollstuhl genutzt werden können. Hinzu kommen 1,3 Millionen Orte, die durch Kooperation angezeigt werden können. Insgesamt umfasst die Datenbank also Informationen zu über 2,3 Millionen Orten. Jeden Tag kommen über 300 neue Bewertungen hinzu.




“Die Idee entwickelte sich aus einer echten Alltagssituation heraus”, erinnert sich Raul Krauthausen. Krauthausen sitzt selbst im Rollstuhl und hat den Sozialhelden e.V. gegründet: “Ein Freund hatte sich beschwert, dass wir uns immer in demselben Café treffen müssen. Wir beide wussten aber nicht, in welchem anderen Café ein Treffen überhaupt möglich wäre, ohne eine Stufe am Eingang zu haben, die man mit einem Rollstuhl nicht überwinden kann.



Ein klassisches Beispiel, wie physische Barrieren täglich das Leben der rund 1,6 Millionen Rollstuhlfahrer in Deutschland einschränken. In dieser Situation dachte ich, dass doch eine Karte hilfreich wäre, auf der die Rollstuhltauglichkeit von Orten in der Umgebung vermerkt ist.”




Vorher wissen, ob der Aufzug funktioniert

Neben Stufen an Eingängen sind auch defekte Aufzüge eine Herausforderung für Rollstuhlgerechtigkeit. Deshalb informiert das Projekt Elevate, das ebenfalls von den dem Sozialhelden e.V. entwickelt wurde, Rollstulfahrer*innen schon im Vorfeld darüber, ob an ihrem Zielort der Lift auch funktioniert.

Die Daten werden dafür von den Betreibern von Bahnhöfen, Bürogebäuden, Einkaufszentren etc. geliefert und in die Wheelmap integriert. In Echtzeit. Aktuell sind entsprechende Informationen zu über 3.300 Aufzügen und Rolltreppen an deutschen Bahnhöfen in der Wheelmap integriert.



Kleine Rampe, große Erleichterung

Betreiber von Gastronomiebetrieben, vor deren Eingang ein oder zwei Stufen sind, können außerdem über die Sozialhelden eine Wheelramp beziehen, über die Menschen mit Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl das Gebäude problemlos betreten können.

“Dank Wheelmap haben Menschen mit Mobilitätseinschränkungen einen Guide für rollstuhlgerechte Orte. Sie haben es damit leichter im Alltag, neue Orte zu entdecken und andere Menschen, auch nicht-behinderte, zu treffen”, sagt Krauthausen.




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